Die Königskutsche
Ausbildung zum Zugpferd – Gehorsam und Rebellion
Diese Geschichte von Bill Britton wurde 1960 an einer Konferenz niedergeschrieben und sie war das Resultat einer Vision, die der Herr ihm während jener Konferenz schenkte…
Auf einer schmutzigen Straße, inmitten eines weitreichenden Feldes, stand eine wunderschöne Kutsche, etwas wie eine Postkutsche, aber komplett eingefasst in Gold und mit wunderschönen Schnitzereien. Sie wurde von sechs großen braunen Pferden gezogen, zwei Vorne, zwei in der Mitte und zwei Hinten. Aber sie bewegten sich nicht, sie zogen die Kutsche nicht, und ich fragte mich warum. Dann sah ich den Fahrer unter der Kutsche, auf dem Boden auf seinem Rücken liegend, direkt hinter den Fersen der letzten beiden Pferde, er arbeitete an etwas zwischen den Vorderrädern der Kutsche.
Ich dachte… ‘Oh je, er ist an einem gefährlichen Ort, denn wenn Eines dieser Pferde ausschlagen oder einen Schritt rückwärts machen würde, könnten sie ihn töten, oder wenn sie entscheiden würden, vorwärts zu gehen oder Angst bekämen vor etwas, würden sie die Kutsche direkt über ihn ziehen.” Er aber schien keine Angst zu haben, denn er wusste, dass jene Pferde diszipliniert worden sind und sich nicht bewegen, bis er ihnen sagt, dass sie sich bewegen sollen. Die Pferde stampften nicht mit ihren Füssen, noch waren sie unruhig, und obwohl es Glocken gab an ihren Füssen, sie klingelten nicht. Da gab es Bommeln an ihrem Geschirr und über ihren Köpfen, aber die Bommeln bewegten sich nicht. Sie standen einfach still, ruhig und auf die Stimme des Meisters wartend.
Als ich die angeschirrten Pferde beobachtete, bemerkte ich zwei junge Fohlen, die von dem offenen Feld antrabten, und sie näherten sich der Kutsche und es schien, als ob sie zu den Pferden sagen… ‘Kommt und spielt mit uns, wir haben viele gute Spiele, wir werden mit euch rennen, kommt und fangt uns…’ Und dann hoben die Fohlen ihre Füsse in die Höhe und schlugen mit ihrem Schwanz und rannten über das offene Feld. Als sie aber zurückblickten und sahen, dass die Pferde ihnen nicht folgten, waren sie verwirrt. Sie wussten nichts von Pferdegeschirren und konnten nicht verstehen, warum die Pferde nicht spielen wollen. Also riefen sie ihnen zu… ‘Warum rennt ihr nicht mit uns? Seid ihr müde? Seid ihr zu schwach? Seid ihr nicht stark genug, um zu rennen? Ihr seid viel zu ernst, ihr braucht mehr Freude in eurem Leben.’
(Oh ja, habe ich das nicht auch schon gehört!?)
Die Pferde aber gaben kein Wort von sich, noch stampften sie mit ihren Füssen oder schwenkten ihre Köpfe. Sie standen einfach ruhig und still, auf die Stimme des Meisters wartend. Wieder riefen die Fohlen… ‘Warum steht ihr still in der heissen Sonne? Kommt hier herüber in den Schatten dieses schönen Baumes. Seht, wie grün das Gras ist? Ihr müsst hungrig sein. Kommt und nährt euch mit uns, es ist so grün und so gut. Ihr seht durstig aus, kommt und trinkt aus einem unserer vielen Ströme mit kühlem, klarem Wasser.’ Die Pferde aber würdigten sie keines Blickes, sondern standen still, wartend auf den Befehl, mit dem König vorwärts zu gehen.
Und dann änderte sich die Szene, und ich sah Lassoschlingen um den Hals der zwei Fohlen fallen, und sie wurden zum Gehege des Meisters geführt, um trainiert und diszipliniert zu werden. Wie traurig sie waren, als die lieblich grünen Weiden verschwanden und sie in die Gefangenschaft des Geheges gebracht wurden mit dem braunen Dreck und den hohen Zäunen. Die Fohlen rannten von einem Zaunende zum anderen, die Freiheit suchend, stellten jedoch fest, dass sie gefangen waren an diesem Trainingsort. Und dann begann der Trainer mit ihnen zu arbeiten, mit seiner Peitsche und seinem Zaumzeug. Was für ein Tod für jene Pferde, die ihr ganzes Leben an eine solche Freiheit gewöhnt waren!
Sie konnten den Grund nicht verstehen für diese Tortur, diese schreckliche Disziplinierung. Was für ein großes Verbrechen hatten sie begangen, um dies zu verdienen? Sie ahnten nicht, was für eine Verantwortung sie übernehmen würden, wenn sie sich der Disziplinierung untergeordnet haben und gelernt, dem Meister vollkommen zu gehorchen und ihr Training abgeschlossen hätten. Alles, was sie wussten, ist, dass dieser Vorgang das Schlimmste war, das sie jemals erlebt hatten.
Eines der Fohlen rebellierte während des Trainings und sagte… ‘Dies ist nichts für mich. Ich mag meine Freiheit, meine grünen Hügel, meine fließenden Ströme mit frischem Wasser. Ich will diese Gefangenschaft und dieses schreckliche Training nicht mehr.’ Also fand es einen Weg hinaus, es sprang über den Zaun und rannte glücklich zurück auf die Wiesen. Und ich war erstaunt, dass der Meister es gehen ließ und ihm nicht nachlief. Aber er widmete seine Aufmerksamkeit dem verbleibenden Fohlen.
Dieses Fohlen, obwohl es die gleiche Möglichkeit hatte, zu entkommen, entschied, seinen eigenen Willen unterzuordnen und die Wege des Meisters zu lernen. Und das Training wurde härter als jemals zuvor, aber es lernte immer mehr, wie es dem kleinsten Wunsch des Meisters gehorchen kann und sogar auf die Stille in Seiner Stimme zu reagieren. Und ich sah, dass wenn es da kein Training und kein Prüfen gegeben hätte, dass es da weder Unterwerfung noch Rebellion gegeben hätte von beiden Fohlen. Denn auf den Feldern hatten sie nicht die Wahl zu rebellieren oder sich zu unterwerfen, sie waren sündlos in ihrer Unschuld.
Als sie aber an den Ort der Prüfungen, des Trainings und der Disziplinierung gebracht wurden, war der Gehorsam des Einen und die Rebellion, die verborgen lag im Herzen des Anderen, offenbart. Und obwohl es sicherer erschien, nicht an den Ort der Disziplinierung zu kommen, aufgrund des Risikos, als rebellisch befunden zu werden, sah ich doch, dass es ohne das keine Beteiligung an Seiner Herrlichkeit geben würde, keine Gotteskindschaft.
Endlich war diese Periode des Trainings vorbei. Wurde er jetzt mit seiner Freiheit belohnt und zurück in die Felder gesandt? Oh nein. Eine noch größere Gefangenschaft als jemals zuvor trat jetzt ein, als ein Geschirr über seine Schultern fiel. Jetzt stellte er fest, dass es da nicht einmal mehr die Freiheit gab, im kleinen Gehege umher zu rennen, denn in dem Geschirr konnte er sich nur bewegen, wenn sein Meister sprach. Und wenn der Meister nicht sprach, stand er still.
Die Szene änderte sich, und ich sah das andere Fohlen, es stand an der Seite eines Hügels, Gras knabbernd. Dann kam die Königskutsche jenseits der Felder die Straße herunter, gezogen von sechs Pferden. Ganz erstaunt sah er, dass vorne rechts sein Bruder war, der jetzt stark und erwachsen geworden war von dem Korn im Stall des Meisters. Er sah, wie die lieblichen Bommeln sich im Wind bewegten, und er bemerkte das goldig glänzende Geschirr seines Bruders, und er hörte die schön klingelnden Glocken an seinen Füssen… und Neid trat in sein Herz ein.
Dann jammerte er… ‘Warum wurde mein Bruder so geehrt und ich vernachlässigt? Sie haben mir keine Glocken an meine Füsse gelegt, noch Bommeln auf mein Haupt. Der Meister hat mir nicht die wunderbare Verantwortung übertragen, Seine Kutsche zu ziehen, noch hat Er das goldene Geschirr um mich gelegt. Warum haben sie meinen Bruder gewählt und nicht mich?”
Und durch den Geist kam die Antwort zu mir, als ich das beobachtete… ‘Weil Einer sich dem Willen und der Disziplinierung des Meisters unterordnete und der Andere rebellierte, deshalb wurde Einer gewählt und der Andere zurück gestellt.’
Dann sah ich, wie sich eine große Dürre über das Land legte und das grüne Gras abstarb.